Ich bin mit meinem Mann und einer tollen Truppe von Mitarbeitern seit zweieinhalb Jahren im Kontaktcafé des nehemia teams tätig.

Wir treffen uns jeden Donnerstag um 16:30 Uhr und bieten eine Plattform, wo sich Deutsche und Asylbewerber bei Deutschkonversation, Tee, Gesprächen, interkulturellen Inputs oder einem Glaubensentdeckerkurs kennen lernen können. Dies hat mich in engeren Kontakt mit Geflüchteten gebracht und mein Leben ungemein bereichert. Mein Mann und ich haben dadurch viele neue Freunde gewonnen und durch sie viel gelernt. Hier ein paar kurze Einblicke.

 

Gastfreundschaft und Wertschätzung

Wir sind eingeladen bei Abu und Um D. Ihr Tisch ist vollgeladen mit vielen Speisen, um uns mit arabischen Leckereien zu verwöhnen. Wir essen bis wir fast platzen. Als wir gehen, bekommen wir noch viele gute Sachen eingepackt. Obwohl sie selbst wenig haben, beschenken sie uns so reichlich. Ich begreife, dass ihre Gastfreundschaft ein Ausdruck von Wertschätzung uns gegenüber ist. Wertschätzung tut gut an Leib und Seele. Sie wollen uns dadurch ehren, darum der Überfluss. Ich überlege mir, wie ich manchmal zuhause Gäste bediene und gehe satt, nachdenklich und ein wenig beschämt nach Hause.

Glaube ist Herzenssache, nicht äußere Form

Bei einem Abend mit iranischen Freunden, die sich für den christlichen Glauben interessieren, sitzen wir zusammen und essen gemeinsam Quiche. A. meint, sie habe extra keinen Schinken drauf getan, weil Muslime dies nicht essen. M., erst seit Kurzem Christ, sagt in gebrochenem Deutsch: „Aber warum denn? Ich habe verstanden, was wir essen, ist nicht Sünde. Nur das, was in unserem Herz ist, kann zu Sünde werden. Daher ich jetzt alles essen.“

Beziehungen sind wichtiger als Arbeit und Vergnügen

„Einem Freund zu helfen ist wichtiger als meine persönlichen Pläne.“ Nach diesem Motto leben vielen unserer geflüchteten Freunde. Wir Deutschen sind ja gut im Planen, aber es wird schwierig für uns, wenn jemand kurzfristig Hilfe braucht: Es ist August, mitten in den Sommerferien, und wir suchen Hilfe für einen großen Umzug. Die meisten unserer einheimischen Freunde sind entweder im Urlaub, auf Hochzeit oder sind erschöpft von den Anforderungen ihres Alltags – verständlich. Was sollen wir machen? Eine Umzugsfirma beauftragen? Ich rufe A., unseren syrischen Freund, an und frage, ob er helfen könne. Seine Antwort werde ich nie vergessen: „Wir sind bereit!“ Er bietet nicht nur ohne Umschweife selbst seine Hilfe an, nein, er organisiert auch noch etliche Bekannte, die nun an dem besagten Tag erscheinen und bei brütender Hitze Kisten und Möbel schleppen. Auf meine syrischen Freunde kann ich mich verlassen.

Gelebter Glaube ist wichtig

Es klopft an unserer Wohnungstür. Ein kurdischer Freund, der uns sehr nahesteht, hat ein paar Fragen. Er will wissen, was er seinem Bekannten, der Muslim ist und Christ werden will, sagen soll. Geht das überhaupt? Was muss man machen? Welche religiösen Regeln muss man einhalten? Wie soll man beten? Wir versuchen, manches zu erklären. Dann platzt es auf einmal aus ihm heraus. Er sagt, er sei derjenige, der sich auf den Weg machen will, um ein Jesusnachfolger zu werden. „Ich habe euch zwei Jahre beobachtet und so viel in eurem Leben gesehen, was mich angesprochen hat. Was ihr lebt ist echt, ihr kümmert euch um mich und meine Verwandten. Im Islam sehe ich so viel Heuchelei.“ So ähnlich klangen seine Worte. Wir staunten, umarmten uns und beteten gemeinsam am Küchentisch.

Es passt immer noch eine Person mehr in eine kleine Wohnung

Ein syrisches Ehepaar, das regelmäßig das Kontaktcafé des nehemia teams besucht, lebt in Nürnberg mit drei Kindern in einer 3-1/2 -Zimmer-Wohnung. Ein wenig eng, aber es lässt sich aushalten. Der Mann, A., ist der Älteste der Familie und hat noch Verwandte in Deutschland. Bald nach ihrer Anerkennung als Asylbewerber ziehen seine Schwester und sein Bruder mit Familien zu ihm. In seiner Wohnung leben nun 14 Personen. Trotz Enge beherbergt die Familie von A. über Monate aus Wohnungsmangel 14 Personen, damit die Familie wieder zusammen sein kann. Auf die Frage, wie sie mit der Enge und dem Mangel an Privatsphäre umgehen, antworten sie: „Es ist doch Selbstverständlich, dass wir uns als Familie aushelfen. Ich bin der Älteste, also habe ich die Verantwortung für meine Geschwister.“

Elke Feld

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